Brimi

Selbst ist die Frau

Der Ortnerhof in Spiluck ist Frauenpower pur: Bäuerin BARBARA TRATTER und Familie führen den Milchbetrieb und das Gasthaus. Herausforderungen und schweren Zeiten begegnen sie mit Ehrgeiz und einer gesunden Prise Humor.

Es ist ein kalter, grauer Dezembermorgen, als sich der „Brimi Kurier“ auf den Weg zum Ortnerhof macht. Im kleinen Weiler Spiluck, der zur Gemeinde Vahrn gehört, liegt etwas Schnee. Der Hof thront über dem Brixner Talkessel und eröffnet den Blick auf die Plose und die Aferer Geisler. Bäuerin Barbara Tratter winkt aus der Ferne und ruft noch schnell etwas zu, bevor sie wieder im Stall verschwindet: „Ich komme gleich zu euch.“ Barbaras Partner Daniel Lindner aus Pfunders führt in die gemütliche Stube des Gasthauses, das an diesem Tag geschlossen ist. „Montag und Dienstag ist bei uns Ruhetag.“

Wer den Ortnerhof in Spiluck betritt, wird direkt von einem sympathischen Lachen begrüßt. Insgesamt lebt die Familie Tratter zu fünft auf dem Hof: Barbaras Mama Anna, ihre Schwester Maria und ihre Tochter Heidi. Volle Frauenpower also. „Bei uns geht es manchmal recht bunt zu“, lacht Barbara. Der Mehrgenerationenhaushalt ist „unser größtes Glück.“ Alle packen gemeinsam an, es wird gelacht und gescherzt, und man wird mit viel Wärme empfangen.

Schwere Zeiten

Barbara Tratter führt als Bäuerin den Hof. Die 37-Jährige ist die zweite von drei Töchtern. Das Leben als Bäuerin war für sie nicht selbstverständlich. „Der Stall war eigentlich Vaters Revier“, erzählt sie. Während sich Mutter Anna um das Gasthaus und die Gäste kümmerte, bevorzugte Vater Willi die Arbeit mit den Tieren. Frauen hatte er eigentlich nicht gerne im Stall gesehen. „Deshalb habe ich auch die Berufsschule für Gastgewerbe anstelle der Landwirtschaftsschule besucht.“ Sie hätte eigentlich eher daran gedacht, irgendwann im Gasthaus mit einzusteigen, vielleicht in der Küche oder im Service.

Nach einer Armverletzung brauchte Willi Hilfe im Stall. Auf Anraten von Mutter Anna ging Tochter Barbara mit – anfangs krachte es zwischen den beiden Sturköpfen, doch mit der Zeit akzeptierte er ihre Unterstützung. Auch während einer Herz-OP des Vaters kümmerte sie sich um Kühe und Hof. Als er 2019 überraschend starb, musste Barbara übernehmen: Zehn Kühe, zwei Kälber, rund 50 Hennen, sieben Hektar Wiese, drei Hektar Wald und eine kleine Alm galt es zu versorgen.

Der Einstieg war hart: „Ich wusste kaum etwas über Landwirtschaft“, sagt sie. Aufzugeben kam dennoch nicht infrage: „Dafür bin ich zu ehrgeizig. Und meine Eltern haben den Betrieb trotz Schulden aufgebaut – das wollte ich weiterführen.“

Mit der Zeit wuchs sie in die Aufgabe hinein. „Zum Glück hatte ich immer helfende Hände – etwa unseren Nachbarn, der im Sommer beim Mähen half.“ Auch die Herausforderungen des Milchbetriebs meisterte sie. „Jemand wies mich auf ein mögliches Virus im Stall hin – seither gehört unsere Milchqualität jedes Jahr zu den Top 100 der Brimi“, erzählt sie stolz.

Gemeinsam anpacken

Der Ortnerhof ist einer der ältesten Höfe in Spiluck und gehörte früher zum nahegelegenen Hanserhof. Im Familienbesitz der Tratter ist der Hof seit drei Generationen. 1972 öffneten sie die Gaststube, elf Jahre später heiratete Willi seine Anna, die ursprünglich aus Antholz kommt. Damit begann auch die Milchwirtschaft am Hof. „Die Achtzigerjahre waren einfach gut“, erzählt Anna. Viele Gäste aus Deutschland und Italien kamen zu dieser Zeit; damals bot der Hof noch Vollpension. Anna kann auf 40 arbeitsreiche Jahre zurückblicken und versucht, es jetzt etwas langsamer angehen zu lassen. „Kochen, stricken und auf Enkeltochter Heidi schauen“, sagt sie zufrieden. Neben dem Gasthaus unterhält der Ortnerhof heute einige Zimmer mit Halbpension. Es gibt viel zu tun, und jede helfende Hand ist wichtig, um den Betrieb am Laufen zu halten. „Gott sei Dank steht Mama noch in der Küche im Gasthaus, und auch auf meine Schwester kann ich zählen“, sagt Barbara. Daniel lebt seit vier Jahren auf dem Hof und unterstützt neben seinem Beruf als Forstarbeiter ebenfalls den Betrieb. Monika, die älteste Schwester, wohnt mittlerweile mit ihrer Familie in Raas.

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